Venen

Leitvenenschwäche/ Schwäche der tiefen Venen

Chronisch-venöse Insuffizienz / Leitvenenschwäche / Schwäche der tiefen Venen

Bei einer chro­nisch-ve­nö­sen In­suf­fi­zi­enz ist der Rück­fluss des Bluts zum Her­zen ge­stört und es kommt zu einem lo­ka­len Über­druck im ve­nö­sen Sys­tem der Beine. Dies führt zu er­wei­ter­ten Venen, Krampf­adern, schwe­ren und schmer­zen­den Bei­nen mit Schwel­lun­gen, Haut- und Ge­we­be­ver­än­de­run­gen und im End­sta­di­um zu Un­ter­schen­kel­ge­schwü­ren. Zu den Ri­si­ko­fak­to­ren ge­hört das Alter, das weib­li­che Ge­schlecht, eine Schwan­ger­schaft, lan­ges Ste­hen und Sit­zen und Über­ge­wicht. Als Mit­tel der 1. Wahl zur Be­hand­lung gel­ten Kom­pres­si­ons­strümp­fe, das Hoch­la­gern der Beine und Le­bens­stil­ver­än­de­run­gen. Eine Reihe mehr­heit­lich pflanz­li­cher Ve­nen­mit­tel kann un­ter­stüt­zend ein­ge­setzt wer­den.

Praxis Dr. Adam_Venen

Hintergrund

Das pe­ri­phe­re ve­nö­se Sys­tem in den Bei­nen dient als Re­ser­voir und als Lei­tung, um das Blut zu­rück zum Her­zen zu trans­por­tie­ren. Das ve­nö­se Blut wird durch Mus­kel­kon­trak­tio­nen in den Füs­sen, der Wade und im Ober­schen­kel gegen die Schwer­kraft zum Her­zen be­för­dert. Die zahl­rei­chen Ve­nen­klap­pen sor­gen dafür, dass kein Rück­fluss in die Ge­gen­rich­tung zu den Füs­sen statt­fin­det.

Symptome

Bei einer Venenschwäche ist der normale Rückfluss aufgrund verschiedener Ursachen gestört. Es kommt an den Beinen, vor allem am Knöchel und Unterschenkel zu den folgenden Beschwerden:

• Oberflächliche Venenerweiterungen: Varizen, Besenreiser, Krampfadern
• Schmerzen und Schweregefühl, müde Beine
• Flüssigkeitsansammlung, Schwellungen, Wadenkrämpfe

• Juckreiz, Gefühlsveränderungen, Spannungsgefühl, Kribbeln, Unruhegefühl, Brennen
• Hautveränderungen: Pigmentierungen durch die Einlagerung von Hämosiderin, Ekzeme, Gewebsveränderungen wie Verhärtungen, Fibrose (Lipodermatosklerose), Atrophie blanche
• Ulzerationen (Unterschenkelgeschwür), meist beim Knöchel

Beschwerden wie Schmerzen und Schwellungen treten vor allem im Stehen und Sitzen auf und bessern während dem Liegen und in der Nacht.

Ursachen

Als Haupt­ur­sa­che für die Be­schwer­den wird ein Rück­stau des Bluts in den Venen und ein dar­aus ent­ste­hen­der Über­druck an­ge­se­hen. Dies wird aus­ge­löst durch un­ge­nü­gend funk­tio­nie­ren­de Ve­nen­klap­pen, eine ve­nö­se Ob­struk­ti­on, eine Fehl­funk­ti­on der Mus­kel­pum­pe oder Kom­bi­na­tio­nen die­ser Fak­to­ren. Der Über­druck führt unter an­de­rem zu einer Ge­fä­ßer­wei­te­rung und -schä­di­gung, Ver­än­de­run­gen der Mi­kro­zir­ku­la­ti­on, Ent­zün­dungs­pro­zes­sen und einer Schä­di­gung der kleins­ten Ge­fä­ße. Die meis­ten Ve­nen­be­schwer­den sind pri­mär idio­pa­thisch (Ur­sa­che un­be­kannt) oder ent­ste­hen se­kun­där als Folge einer Er­kran­kung, üb­li­cher­wei­se nach einer tie­fen Ve­nen­throm­bo­se. In sel­te­ne­ren Fäl­len be­steht das Pro­blem von Ge­burt an (kon­gen­ti­al).

Komplikationen

Die er­wei­ter­ten ober­fläch­li­chen Venen sind kos­me­tisch stö­rend und kön­nen ein äs­the­ti­sches und psy­cho­so­zia­les Pro­blem dar­stel­len, das die Le­bens­qua­li­tät ne­ga­tiv be­ein­flusst. Un­ter­schen­kel­ge­schwü­re be­nö­ti­gen eine lange Be­hand­lungs­dau­er und kön­nen nach der Ab­hei­lung er­neut chro­nisch auf­tre­ten. Sie kön­nen im All­tag eine schwe­re Be­hin­de­rung dar­stel­len. Wei­te­re Kom­pli­ka­tio­nen sind eine schlech­te Mo­bi­li­tät, ver­zö­ger­te Wund­hei­lung, In­fek­tio­nen und eine Ent­zün­dung des Un­ter­haut­zell­ge­we­bes (Zel­lu­li­tis)

Risikofaktoren

  • Alter
  • Weibliches Geschlecht
  • Schwangerschaft
  • Vererbung
  • Übergewicht
  • Körpergröße
  • Rauchen
  • Vorausgegangene Beinverletzungen, tiefe Venenthrombose, Entzündung venöser Gefäße
  • Umweltfaktoren wie langes Stehen oder Sitzen (Beruf), wenig Bewegung und Sport
  • Leben in industrialisierten Ländern

Differentialdiagnosen / andere mögliche Ursachen

  • Akute, neue Beschwerden: Tiefe Venenthrombose
  • Nierenerkrankungen
  • Lebererkrankungen
  • Herzinsuffizienz
  • Endokrine Erkrankungen
  • Unerwünschte Wirkung von Medikamenten wie einigen Blutdrucksenkern, Entzündungshemmern (NSAR) und Antidiabetika
  • Lokale Beschwerden, z.B. ein Bluterguss des Bindegewebes
  • Weitere

Nicht-medikamentöse Therapie

Eine Kom­pres­si­ons­the­ra­pie mit Kom­pres­si­ons­strümp­fen ist das Mit­tel der 1. Wahl. Kom­pres­si­ons­strümp­fe sind nach­ge­wie­se­ner­ma­ßen wirk­sam gegen die Be­schwer­den und Kom­pli­ka­tio­nen der Ve­nen­schwä­che, wenn sie häu­fig genug ge­tra­gen wer­den. Bei leich­ten Be­schwer­den rei­chen Strümp­fe mit einer nied­ri­gen Kom­pres­si­on aus (Klas­se 1), bei stär­ke­ren Be­schwer­den, Haut­ver­än­de­run­gen oder Ul­ze­ra­tio­nen sol­len Strümp­fe mit einer hö­he­ren Kom­pres­si­on an­ge­legt wer­den (Klas­se 2, 3). Kom­pres­si­ons­strümp­fe wer­den auch zur Vor­beu­gung von Ve­nen­lei­den und zur Re­zi­di­v­pro­phy­la­xe von Ulzeration verwendet. Unterstützende Maßnahmen:

  • Mehrmals täglich die Beine über Herzhöhe hochlagern.
  • Sich mehr bewegen und Sport treiben, um die Muskelpumpe zu aktivieren.
  • Nicht zu lange stehen oder sitzen.
  • Das erhöhte Gewicht reduzieren.
  • Mit dem Rauchen aufhören.
  • Hitze meiden und die Beine kühlen.

Schmer­zen tre­ten vor allem beim Ste­hen und Sit­zen auf und bes­sern beim Tra­gen von Stütz­strümp­fen, Gehen, Lie­gen und beim Hoch­la­gern der Beine. Ei­ni­ge Pa­ti­en­ten schla­fen des­halb auch mit leicht hoch­ge­la­ger­ten Beinen.

Medikamentöse Therapie

  • To­pi­sche und orale Ve­nen­mit­tel sol­len die Ge­fäs­se ab­dich­ten und stär­ken, die er­höh­te Per­me­a­bi­li­tät sen­ken, Ent­zün­dun­gen hem­men, die Wund­hei­lung ver­bes­sern und Ödeme re­du­zie­ren. Lokal als Gel, Creme oder Salbe auf­ge­tra­gen haben sie zu­sätz­lich einen küh­len­den oder haut­pfle­gen­den Ef­fekt; auch durch das Ein­rei­ben wir­ken sie kurz­fris­tig sym­ptom­lin­dernd:

    • (Flavonoide)
    • Pflanzliche Venenmittel (Mäusedornextrakte, Rosskastanienextrakte, Extrakte aus rotem Weinlaub u.a.)

Schmerzmittel

  • werden zur symptomatischen Behandlung von Schmerzen eingenommen. Sie sollen aufgrund der unerwünschten Wirkungen wenn möglich nicht regelmäßig verwendet werden.

Topische Glucocorticoide

  • sind antientzündlich und werden gegen ekzematöse Hauterkrankungen eingesetzt.

Wundbehandlung

Behandlung von Geschwüren mit modernen Wundauflagen. Von der Anwendung topischer Desinfektionsmittel und topischer Antibiotika wird in der Literatur abgeraten, da sie zu lokalen unerwünschten Wirkungen führen und die Wundheilung verzögern können. Orale Antibiotika sollten nur angewendet werden, wenn die Ulzerationen offensichtlich infiziert sind.

Diuretika

werden in einigen Fällen kurzfristig zur Entwässerung bei schwerem Ödem angewendet. Einige Patientinnen unternehmen in der Selbstmedikation auch Therapieversuche mit pflanzlichen Diuretika.

Diagnose

Die Diagnose erfolgt aufgrund der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und der apparativen farbduplexsonographischen Darstellung und Funktionsuntersuchung des tiefen Venensystems. Weitere mögliche Ursachen von Schwellungen der Beine wie Lymphödeme, Krampfadern sowie eine Herzschwäche (Echokardiographie) oder Nierenschwäche (Sonographie, Nierenwerte im Blut) werden ggf. ausgeschlossen.

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