Venen
Leitvenenschwäche/ Schwäche der tiefen Venen
Chronisch-venöse Insuffizienz / Leitvenenschwäche / Schwäche der tiefen Venen
Bei einer chronisch-venösen Insuffizienz ist der Rückfluss des Bluts zum Herzen gestört und es kommt zu einem lokalen Überdruck im venösen System der Beine. Dies führt zu erweiterten Venen, Krampfadern, schweren und schmerzenden Beinen mit Schwellungen, Haut- und Gewebeveränderungen und im Endstadium zu Unterschenkelgeschwüren. Zu den Risikofaktoren gehört das Alter, das weibliche Geschlecht, eine Schwangerschaft, langes Stehen und Sitzen und Übergewicht. Als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung gelten Kompressionsstrümpfe, das Hochlagern der Beine und Lebensstilveränderungen. Eine Reihe mehrheitlich pflanzlicher Venenmittel kann unterstützend eingesetzt werden.
Hintergrund
Das periphere venöse System in den Beinen dient als Reservoir und als Leitung, um das Blut zurück zum Herzen zu transportieren. Das venöse Blut wird durch Muskelkontraktionen in den Füssen, der Wade und im Oberschenkel gegen die Schwerkraft zum Herzen befördert. Die zahlreichen Venenklappen sorgen dafür, dass kein Rückfluss in die Gegenrichtung zu den Füssen stattfindet.
Symptome
Bei einer Venenschwäche ist der normale Rückfluss aufgrund verschiedener Ursachen gestört. Es kommt an den Beinen, vor allem am Knöchel und Unterschenkel zu den folgenden Beschwerden:
• Oberflächliche Venenerweiterungen: Varizen, Besenreiser, Krampfadern
• Schmerzen und Schweregefühl, müde Beine
• Flüssigkeitsansammlung, Schwellungen, Wadenkrämpfe
• Juckreiz, Gefühlsveränderungen, Spannungsgefühl, Kribbeln, Unruhegefühl, Brennen
• Hautveränderungen: Pigmentierungen durch die Einlagerung von Hämosiderin, Ekzeme, Gewebsveränderungen wie Verhärtungen, Fibrose (Lipodermatosklerose), Atrophie blanche
• Ulzerationen (Unterschenkelgeschwür), meist beim Knöchel
Beschwerden wie Schmerzen und Schwellungen treten vor allem im Stehen und Sitzen auf und bessern während dem Liegen und in der Nacht.
Ursachen
Als Hauptursache für die Beschwerden wird ein Rückstau des Bluts in den Venen und ein daraus entstehender Überdruck angesehen. Dies wird ausgelöst durch ungenügend funktionierende Venenklappen, eine venöse Obstruktion, eine Fehlfunktion der Muskelpumpe oder Kombinationen dieser Faktoren. Der Überdruck führt unter anderem zu einer Gefäßerweiterung und -schädigung, Veränderungen der Mikrozirkulation, Entzündungsprozessen und einer Schädigung der kleinsten Gefäße. Die meisten Venenbeschwerden sind primär idiopathisch (Ursache unbekannt) oder entstehen sekundär als Folge einer Erkrankung, üblicherweise nach einer tiefen Venenthrombose. In selteneren Fällen besteht das Problem von Geburt an (kongential).
Komplikationen
Die erweiterten oberflächlichen Venen sind kosmetisch störend und können ein ästhetisches und psychosoziales Problem darstellen, das die Lebensqualität negativ beeinflusst. Unterschenkelgeschwüre benötigen eine lange Behandlungsdauer und können nach der Abheilung erneut chronisch auftreten. Sie können im Alltag eine schwere Behinderung darstellen. Weitere Komplikationen sind eine schlechte Mobilität, verzögerte Wundheilung, Infektionen und eine Entzündung des Unterhautzellgewebes (Zellulitis)
Risikofaktoren
- Alter
- Weibliches Geschlecht
- Schwangerschaft
- Vererbung
- Übergewicht
- Körpergröße
- Rauchen
- Vorausgegangene Beinverletzungen, tiefe Venenthrombose, Entzündung venöser Gefäße
- Umweltfaktoren wie langes Stehen oder Sitzen (Beruf), wenig Bewegung und Sport
- Leben in industrialisierten Ländern
Differentialdiagnosen / andere mögliche Ursachen
- Akute, neue Beschwerden: Tiefe Venenthrombose
- Nierenerkrankungen
- Lebererkrankungen
- Herzinsuffizienz
- Endokrine Erkrankungen
- Unerwünschte Wirkung von Medikamenten wie einigen Blutdrucksenkern, Entzündungshemmern (NSAR) und Antidiabetika
- Lokale Beschwerden, z.B. ein Bluterguss des Bindegewebes
- Weitere
Nicht-medikamentöse Therapie
Eine Kompressionstherapie mit Kompressionsstrümpfen ist das Mittel der 1. Wahl. Kompressionsstrümpfe sind nachgewiesenermaßen wirksam gegen die Beschwerden und Komplikationen der Venenschwäche, wenn sie häufig genug getragen werden. Bei leichten Beschwerden reichen Strümpfe mit einer niedrigen Kompression aus (Klasse 1), bei stärkeren Beschwerden, Hautveränderungen oder Ulzerationen sollen Strümpfe mit einer höheren Kompression angelegt werden (Klasse 2, 3). Kompressionsstrümpfe werden auch zur Vorbeugung von Venenleiden und zur Rezidivprophylaxe von Ulzeration verwendet. Unterstützende Maßnahmen:
- Mehrmals täglich die Beine über Herzhöhe hochlagern.
- Sich mehr bewegen und Sport treiben, um die Muskelpumpe zu aktivieren.
- Nicht zu lange stehen oder sitzen.
- Das erhöhte Gewicht reduzieren.
- Mit dem Rauchen aufhören.
- Hitze meiden und die Beine kühlen.
Schmerzen treten vor allem beim Stehen und Sitzen auf und bessern beim Tragen von Stützstrümpfen, Gehen, Liegen und beim Hochlagern der Beine. Einige Patienten schlafen deshalb auch mit leicht hochgelagerten Beinen.
Medikamentöse Therapie
Topische und orale Venenmittel sollen die Gefässe abdichten und stärken, die erhöhte Permeabilität senken, Entzündungen hemmen, die Wundheilung verbessern und Ödeme reduzieren. Lokal als Gel, Creme oder Salbe aufgetragen haben sie zusätzlich einen kühlenden oder hautpflegenden Effekt; auch durch das Einreiben wirken sie kurzfristig symptomlindernd:
- (Flavonoide)
- Pflanzliche Venenmittel (Mäusedornextrakte, Rosskastanienextrakte, Extrakte aus rotem Weinlaub u.a.)
Schmerzmittel
- werden zur symptomatischen Behandlung von Schmerzen eingenommen. Sie sollen aufgrund der unerwünschten Wirkungen wenn möglich nicht regelmäßig verwendet werden.
Topische Glucocorticoide
- sind antientzündlich und werden gegen ekzematöse Hauterkrankungen eingesetzt.
Wundbehandlung
Behandlung von Geschwüren mit modernen Wundauflagen. Von der Anwendung topischer Desinfektionsmittel und topischer Antibiotika wird in der Literatur abgeraten, da sie zu lokalen unerwünschten Wirkungen führen und die Wundheilung verzögern können. Orale Antibiotika sollten nur angewendet werden, wenn die Ulzerationen offensichtlich infiziert sind.
Diuretika
werden in einigen Fällen kurzfristig zur Entwässerung bei schwerem Ödem angewendet. Einige Patientinnen unternehmen in der Selbstmedikation auch Therapieversuche mit pflanzlichen Diuretika.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt aufgrund der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und der apparativen farbduplexsonographischen Darstellung und Funktionsuntersuchung des tiefen Venensystems. Weitere mögliche Ursachen von Schwellungen der Beine wie Lymphödeme, Krampfadern sowie eine Herzschwäche (Echokardiographie) oder Nierenschwäche (Sonographie, Nierenwerte im Blut) werden ggf. ausgeschlossen.